
Der Mann im Fahrstuhl
Tanzstück von Alessio Trevisani – A piece for restricted spaces
"Heiner Müllers Traumprotokoll "Der Mann im Fahrstuhl", entstanden 1980, stellt die existentielle Krise eines Angestellten dar. Sein Weg in die Chefetage entwickelt sich zu einer mysteriösen Irrfahrt, die ihn zu den Antipoden und in die Arme seines Doppelgängers führt. Eine spannende symbolische Geschichte mit politischem Hintergrund.
Diese universale Situation, die Heiner Müller schildert, bestätigt die verbreitete Kenntnis, die Autorität sitze ganz oben, unerreichbar in ihrer hierarchischen Position. Der enge Raum des Fahrstuhls dient als Spiegel eines Autoritätskonfliktes und wird der Ort, in dem der Angestellte die Suche nach einer neuen Dimension beginnt. Der Antipode, erreicht durch eine Reise per Fahrstuhl in das Zentrum der Erde, erweist sich als Ziel seiner Traumflucht aus dem Lande der Pflichten und der Pünktlichkeit.
Die Reaktion auf die "Enge", die im Text Heiner Müllers als Unbehagen präsent ist, wird im Stück Trevisanis durch den Körper thematisiert. Die "Enge" wahrgenommen als ängstlicher Zustand der Psyche, als zwanghafte Auferlegung von Maßregelung, als unterdrücktes Pulsieren der Individualität.
Heiner Müllers "Mann im Fahrstuhl" ist als Zäsur Block im Drama "Der Auftrag" – Erinnerung an eine Revolution enthalten, in dem er Motive aus der Erzählung "Das Licht auf dem Galgen" von Anna Seghers in einer Theaterfassung verarbeitete. Geschildert wird der gescheiterte Versuch dreier Abgesandter der Französischen Revolution, auf Jamaika einen Sklavenaufstand zu initiieren.
Einige Textpassagen aus dem "Auftrag" sind in der Inszenierung Trevisanis als monologisiertes Selbstprotokoll durch die Figur von Debuisson aufgeführt. Die kurzen Monologe brechen die musikalische und choreographische Partitur des "Mann im Fahrstuhl" in 3 Blöcken. Der Auftrag gilt hier wie ein historisches symbolisches Echo in dem Gebäude des Fahrstuhls." Alessio Trevisani
Premiere: 3. Juli 2014 | 20 Uhr | Werk 2, Kochstraße 132, 04277 Leipzig
Regie, Choreografie | Alessio Trevisani |
Schauspiel, Tanz | André Hinderlich, Ronny Hoffmann, Alessio Trevisani |
Musik | Heiner Goebbels, the Clash, Rage against the machine |
Kostüme | Mehrbood Mokarram |
Bühnenbild | Alessio Trevisani |
Ausstattung | Robert Schiller |
Licht | Christian Seibt |
Ton | Ingo Koch |
Produktion | Leipziger Tanztheater |
Projektassistenz | Claudia Göbel |
Fotos: Hagen Wolf