Die wilden Schwäne (2011)
Ein Kooperationsprojekt des Theaters der Jungen Welt Leipzig mit dem Leipziger Tanztheater und in Zusammenarbeit mit der Kammerphilharmonie Leipzig
Drei Leipziger Kultureinrichtungen bündeln ihre Kräfte, um „Die wilden Schwäne“ von Thomas Brasch nach dem gleichnamigen Märchen von Hans Christian Andersen neu zu beleben. Unter der Leitung von Regisseurin Paula Fünfeck werden genreübergreifend Tanz, Schauspiel und Musik zu einem außergewöhnlichen Seh- und Hörerlebnis zusammengeführt.
„Die wilden Schwäne“ ist ein Novum für das Leipziger Kinder- und Jugendtheater: Erstmals in dieser Konstellation stehen zehn Tänzerinnen der Juniorcompany der Älteren des LTT gemeinsam mit fünf Schauspielern des Theaters der Jungen Welt Leipzig auf einer Bühne. Das Stück richtet sich vor allem an junge Zuschauer, soll deren Wahrnehmungshorizonte öffnen und ästhetische Bildung fördern. Die jungen Tänzerinnen des LTT fungieren dabei als Brücke zwischen Bühne und künftiger Zuschauergeneration. Unter der Leitung von Choreografin Bettina Werner erhalten die 14- bis 18-Jährigen innerhalb der Produktion Freiraum für Suche und Prozess, in dem der Dialog zwischen Anleitenden und Jugendlichen ein wichtiges Arbeitskriterium ist.
Das Theaterprojekt von Tanzamateuren und professionellen Künstlern wird durch ein zwölfköpfiges Live-Orchester der Leipziger Kammerphilharmonie unter der Leitung von Dirigent Dr. Michael Köhler unterstützt. Das Spektrum der Bühnenmusik reicht von Klassik bis Pop, von Arnold Schönberg und György Sándor Ligeti bis Yvonne Catterfeld. Anspruchsvolle Zwölftonmusik, kongenial verbunden mit szenischen Bildern, führt die Zuschauer unprätentiös und behutsam an moderne Musik heran. „Die wilden Schwäne“ ist als Angebot für Schulklassen, Familien und Theater-, Tanz- und Musikliebhaber jeden Alters gedacht.
„Die wilden Schwäne“ erzählt von der Überwindung des Selbstmitleids, von der Liebe, die Menschen auch schwerste Aufgaben auf sich nehmen lässt, von Machtgier, Misstrauen und Eifersucht. Es ist aber auch die Geschichte eines schmerzhaften Erwachsenwerdens, vom Abschied von der Kindheit und Ankommen in der Realität: Im Land hinter den Spiegeln, abgeschirmt von der Welt, führt der König mit seinen elf Söhnen und Tochter Elisa ein glückliches Leben bis eine neue Frau in sein Leben tritt. Die neue Königin will nicht teilen, nicht die Macht und nicht die Schönheit. Sie verwandelt die Prinzen in Schwäne und treibt die Prinzessin aus dem Schloss. Um die Brüder zu erlösen, muss Elisa Hemden aus Brennnesseln für sie flechten. Bis diese fertig sind, darf kein Wort über ihre Lippen kommen. Die Arbeit ist noch nicht beendet, da verliebt sich ein junger König in das stumme Mädchen und heiratet es. Am Hof des Prinzen misstraut man Elisa. Weil sie nicht spricht und zurückgezogen Tag für Tag näht, wird sie als Hexe verleumdet und zum Tod verurteilt. In letzter Sekunde erscheinen die Schwäne am Himmel. Thomas Brasch, einer der bedeutendsten deutschen Autoren der Gegenwart, konzipierte „Die wilden Schwäne“ als Hörspiel, bevor seine Qualitäten auch vom Theater entdeckt wurden. Eine besondere Qualität dieser Vorlage ist seine leichte und klare Sprache. Mit ihr entfalten sich kraftvolle Bilder, voller Witz und Poesie – ohne die Schwere und Melancholie des ursprünglichen Andersenmärchens.
Premiere: 9. April 2011, Theater der Jungen Welt Leipzig
Regie | Paula Fünfeck |
Musikalische Leitung | Dr. Michael Köhler |
Ausstattung | Christin Berg |
Choreografie | Bettina Werner |
Foto: Tom Schulze